XP-Days 2017 in Stuttgart: Highlights für agile Teams

solvistas-agile-Team: Josef Weinberger, Dettmer Strutz und Rico Pommerenke vor dem Eingang der KonferenzDie XP-Days sind eine Konferenz, die sich mit agiler Vorgehensweise für agile Teams beschäftigt und wird seit 2004 alljährlich in wechselnden Städten abgehalten. Sie ist eine Mischung aus Vorträgen, Workshops, Keynotes und unterschiedlichen agilen Methoden wie Open Space und Lean Coffee.

Auch wenn bisher agile Methoden zumeist in der Softwareentwicklung eingesetzt wurden, so ist diese Konferenz nicht nur auf EntwicklerInnen zugeschnitten. Auch wenn einige Vorträge und Workshops sich mit der Softwareentwicklung, und da zumeist mit Java, beschäftigt haben, so beschäftigten sich doch der Großteil der Vorträge mit Agilität im Allgemeinen.

 

Spannende Vorträge laufen parallel

Die übliche Herausforderung ist ja, dass bei so einer Konferenz oft spannende Vorträge parallel laufen. Ich habe daher für mich entschieden, mein Hauptaugenmerk auf die allgemein gehaltenen Vorträge zu legen.

 

DAY 1

Mein „Stundenplan“ für den Donnerstagvormittag sah dann wie folgt aus:

1. Rolf Drähter „Der Bienenhirte“

Rolf Drähter, der Übersetzer des Buchs „Der Bienenhirte“, hat aus selbigem vorgetragen. Das Buch von Rini van Solingen ist eine Parabel, in der ein älterer Mann seinem Enkel (IT-Leiter) erzählt, wie er vom Hirten zum Imker umschulen musste. In der Zeit musste er lernen, wie er den Umstieg vom Schafehüten (wo genaue Anweisungen erforderlich sind) auf Bienenzucht schafft, und wie er dafür das richtige Umfeld vorbereitet. Er veranschaulichte auf eine kurzweilige und amüsante Art, wie sich die unterschiedlichen Führungsstile in der klassischen hierarchischen und in der agilen Vorgehensweise unterscheiden und welche Veränderungen in einem selbst durchlaufen werden müssen. Jedem, der vor der Aufgabe steht, sein Team auf dem Weg zur Agilität zu begleiten, kann dieses Buch nur ans Herz gelegt werden.

2. Kristina Müller/Vanessa Englert „Starting in a team – Auftragsklärung, Mandat und Analyse“

Kristina Müller und Vanessa Englert haben in ihrem Vortrag „Starting in a team – Auftragsklärung, Mandat und Analyse“ dargelegt, wie sie sich, wenn sie in ein neues Team kommen, als agile Coaches vorbereiten und in der ersten Zeit mit dem Team arbeiten, wie sie die individuellen Bedürfnisse ermitteln und wie die allgemeine Struktur im Team aussieht. Download Vortrag

3. Andreas Roth „Professionelles Agiles Produktmanagement – mehr als nur ARE“

In „Professionelles Agiles Produktmanagement – mehr als nur ARE“ waren die Hauptpunkte nicht fokussierte Produktstrategie mit ineffektiver Priorisierung, schlechte Product Backlogs und lange Time-to-Market bzw. Release-Zyklen. Andreas Roth hat aus Sicht des Product Owners anhand von Schlüsselaktivitäten aufgezeigt, wie diese Probleme umgangen werden können.

4. Marc Löffler „Warum das Skalieren von Scrum das Letzte ist, was Du tun solltest!“

Die Anti-Pattern der agilen Vorgehensweisen wie beispielsweise „Ich bin der Boss“, „Cover your ass“ oder „Ein totes Pferd reiten“ wurden von Marc Löffler in seinem Vortrag „Warum das Skalieren von Scrum das Letzte ist, was Du tun solltest!“ behandelt. Beschrieben wurde dort, was man alles machen kann, bevor man auf die Idee kommen sollte, Scrum zu skalieren. Wenn alle diese Anti-Pattern behoben sind, bleibt noch die Frage offen, ob wirklich noch skaliert werden muss. Der Namen des Vortrags war hier etwas irreführend. Ich hätte an der Stelle eher erwartet, dass die Probleme einer Skalierung angesprochen werden. Dies sollte aber der Güte des Vortrags keinen Abbruch tun.

Mit diesem Programmpunkt endete dann der Donnerstagvormittag, und das Mittagessen hatten sich jetzt auch alle verdient.

5. Oliver Emmler „Agile Methoden im Katastropheneinsatz“

agile Methoden im Katastropheneinsatz

Mit seiner Keynote „Agile Methoden im Katastropheneinsatz“ hat dann Dr. med. Oliver Emmler den Nachmittag eröffnet. Er berichtete, wie nach dem Erdbeben in Nepal die medizinischen Teams in eintägigen Sprints in agiler Weise gesteuert wurden. Er hat sehr anschaulich gezeigt, wie Scrum auch außerhalb der Softwareentwicklung eingesetzt werden kann.

 

Der weitere Nachmittag wurde dann als eine Open Space Veranstaltung weitergeführt.

DAY 2

Für den Freitagvormittag habe ich dann folgende zwei Workshops ausgewählt:

1. + 2. „Performante Teams – Durch Befreiung der Team-Intelligenz und Psychologische Sicherheit“ und „Schnellere Pferde oder doch lieber User Research?“

In „Performante Teams – Durch Befreiung der Team-Intelligenz und Psychologische Sicherheit“ wurde mit Tests und Übungen durch Jasmine Zahno und Joseph Pelrine die Möglichkeit aufgezeigt, wie die Team-Intelligenz überprüft und an dieser gearbeitet werden kann. Es wurde die psychologische Sicherheit erklärt und welche Auswirkungen sie auf ein Team bzw. auf ein Unternehmen hat. Es wurde auch auf das Projekt „Aristoteles“ von Google eingegangen, welches die Wichtigkeit der psychologischen Sicherheit wissenschaftlich belegt.

Bei „Schnellere Pferde oder doch lieber User Research?“ wurden anhand eines Reisebüros die unterschiedlichen Möglichkeiten vom User Research/Requirements Engineering präsentiert. Von Saskia Jancik und Heiko Stapf wurden unterschiedliche Methoden erklärt und zum Teil demonstriert, und von den TeilnehmerInnen dann in Übungen selbst umgesetzt.

3. Matthias Kainer „Agile im Konzern – Entwicklung als Entwickler anstoßen“

Für mich wurde der Freitagnachmittag eröffnet durch Matthias Kainer und seinen Vortrag „Agile im Konzern – Entwicklung als Entwickler anstoßen“, in dem er aus seiner Erfahrung bei unterschiedlichen Firmen erzählte, welche Möglichkeiten es gibt, agile Vorgehensweisen einzuführen.

4. Jens Broos „Agile Remote-Teams überleben“

Jens Broos hat sich bei seinem Vortrag „Agile Remote-Teams überleben“ des oft vorkommenden Problems der Remotearbeit angenommen. Er hat Best Practice aufgezeigt, mit dem viele Probleme behoben werden können.

5. Dirk Jäger „Vom Agile Brainfuck zum Agile Mindset“

Der letzte Vortrag für mich war schließlich „Vom Agile Brainfuck zum Agile Mindset“ von Dirk Jäger. Er erklärte den langen Weg von der Einführung agiler Methoden über das lehrbuchhafte Umsetzten bis hin zum wirklichen agilen Arbeiten und welche Hindernisse dabei auftreten können.

Einigermaßen geschafft, aber mit viel neuem Input war somit die Konferenz für mich vorbei.

Dieser Beitrag sollte nur einen so kurz wie möglichen Überblick über die XP Days 2017 vermitteln, auch wenn das bei der Fülle von Vorträgen kaum machbar ist. Die Inhalte der Vorträge konnte ich hier nur anreißen und die parallelen Vorträge natürlich gar nicht erwähnen.

Fazit:

Je nach Vorkenntnissen und bekleideten Positionen/Rollen der einzelnen Besucher wird jeder etwas für sich gefunden und unterschiedliche Highlights und Erkenntnisse für sich mitgenommen haben. Meine persönlichen Highlights waren zum einen „Vom Agile Brainfuck zum Agile Mindset“, da dort sehr schön aufgezeigt worden ist, wie der Weg zum agilen Vorgehen in den meisten Fällen vonstatten geht und welche Fallstricke auftreten. Vieles konnte ich auch aus eigenen Projekten wiedererkennen.

Die Lesung aus ‚Der Bienenhirte‘ und der Workshop „Performante Teams – Durch Befreiung der Team-Intelligenz und Psychologische Sicherheit“ gehörten für mich auch zu den Highlights, da sie sich mit den Grundvoraussetzungen beschäftigt haben, ohne die Agilität nicht funktionieren kann.

Sehr beeindruckt hat mich die Keynote „Agile Methoden im Katastropheneinsatz“ von Dr. med. Oliver Emmler. Zum einen, wie er beschrieben hat, wie in einer zerstörten Umgebung Scrum umgesetzt worden ist, vor allem aber der soziale Einsatz von ihm und den vielen internationalen Helfern.

Was aber nicht vergessen werden darf, ist dass die Veranstalter für Donnerstag und Freitag ein tolles Abendprogramm organisiert hatten. Am Donnerstag traf man sich nochmal in einem Veranstaltungsraum, wo abends eine Improvisationstheatergruppe für Stimmung sorgte. Einige sind dann auch noch weitergezogen. Am Freitag stand abends ein Restaurantbesuch an. Beide Abende waren sehr nett, man konnte die Themen nochmal vertiefen, aber auch die Teilnehmer, Speaker und Organisatoren privat kennenlernen. Der Abschied lautete dann auch zumeist: Bis nächstes Jahr zu den XP Days in Hamburg.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei den Speakern und Organisatoren für eine sehr gute und interessante Konferenz bedanken. Bis 2018 in Hamburg.

Autor: Dettmer Strutz