Ein Besuch der 2020er Version des Bits&Pretzels Festivals

Eine Networking Week von 27.09 – 02.10.2020 mit besonderem Spirit

Ein Festival über 6 Tage mit dem Namen Bits&Pretzels und das Ganze online! Darüber wollten auch meine KollegInnen informiert werden - und so gebe ich diesen „Spirit“ gerne auch an unsere LeserInnen weiter. Und generell: Was macht ein Product Owner von solvistas dort?

Das Festival findet seit 2014 jährlich statt, wobei es sich von einem „Founders Breakfast 2014“ zum angesagten Start-Up Festival weiterentwickelt hat. Nicht nur der Ort München und der Zeitraum der Oktoberfestwochen sprechen normalerweise für einen Besuch. Die zahlreichen internationalen Speaker und die ausgezeichneten Möglichkeiten, Bekanntschaften zu machen, locken jährlich einige tausend GründerInnen, InvestorInnen und Startup-EnthusiastInnen an.

Für das Jahr 2020 haben die Gründer Andreas Bruckschlögl, Bernd Storm van’s Gravesande und Felix Haas den Entschluss gefasst, das Festival virtuell abzuhalten.

6 Tage, über 400 Speaker und Table Captains, mehr als 100 Masterclasses und 3 Live-Streams. So lässt sich der Output des diesjährigen Festivals in einer Zeile zusammenfassen. Diese Zeile beschreibt jedoch absolut nicht, welchen Outcome ich für solvistas (und deren Kunden) durch die Teilnahme mitnehmen konnte. Nun der Reihe nach:

Am Sonntag wurde das Festival mit einem Bieranstich eröffnet. Es war ein bisschen seltsam, zu Hause mit einem Bier vor dem Stream zu sitzen, jedoch machte dies den Einstieg in die Festival-Woche einfach, da neben dem Stream auch gleich einige Möglichkeiten geboten wurden, mit anderen TeilnehmerInnen via „Chatroulette“ in Kontakt zu treten.

Die zahlreichen Masterclasses (https://agenda.bitsandpretzels.com/) starteten am Montag und wurden täglich von 14:00 bis 16:00 Uhr im 20 Minuten-Slot abgehalten. Die Anmeldung konnte zeitnah und einfach vorgenommen werden, leider gab es die ersten beiden Tage kleine Issues - dazu aber später. Nach dem Ende der Masterclasses gab es zahlreiche Interviews mit wirklich interessanten Menschen wie Eric Schmidt, Stuart Butterfield, Ariane Huffington, Dirk Nowitzki und vielen mehr. Die Moderationen und Moderatoren hatten einen erheblichen Anteil daran, dass der Outcome der Gespräche sehr inspirierend nachhallt. Ich führe hier nur ein Beispiel an, obwohl ich mir persönlich bei fast jeder Speakerin und jedem Speaker etwas mitnehmen konnte!

"If you've got some facts, show up. Otherwise shut up." - Eric Schmidt.

Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Themen, welche in den einzelnen Masterclasses angeboten wurden, entschied ich mich für Themen, die eine hohe Relevanz für meine aktuelle Situation haben. Hier ein kleiner Überblick:

Montag 14:00 - 14:20 - The Power of Social Media - Ann-Sophie Claus, The Female Company

Key takeaways: Social Media sollte nicht als 2. Webseite verwendet werden. Besser ist es, damit die Welt hinter dem eigentlichen Produkt zu zeigen. Die Kanäle müssen je nach kanalspezifischen Gegebenheiten bespielt werden – „One Size Fits All“ ist auch hier keine gute Idee. Als Strategie kann auf Beiträge anderer reagiert werden, indem zu der ursprünglichen Story ein eigener Content hinzugefügt wird.

Dienstag 15:20 - 15:40 - How to develop products customer-focused quickly and cost-efficiently - Louise Leitsch, Appinio

Key takeaways: Zahlreiche Entscheidungen werden getroffen, ohne ausreichend informiert zu sein. Dies trifft nicht nur auf einzelne Kundinnen und Kunden zu, auch Unternehmen treffen „schwache“ Entscheidungen. Louise Leitsch hat dies mit sehr guten Beispielen dargelegt. Marktforschung schützt davor, Geld zu verbrennen und die Befragung der Zielgruppe kann mit unterschiedlichen Methoden sicherstellen, dass die Entscheidungsgrundlage auf einer validen Basis fußt. Testen, testen, testen. Dies, in einem iterativen und agilen Development-Prozess eingebettet, ist mir besonders hängen geblieben.

Content ist King! Die ersten beide Tage waren geprägt von einer Start-Up Kultur wie sie im Buche steht, denn es gab technische Schwierigkeiten mit den Masterclasses. Aber die Bits&Pretzels-Leute haben wirklich alles gegeben, um diese so rasch wie möglich zu beheben. Bei nüchterner Betrachtung bedeutet Start-Up eben nicht, dass die „Solution“ zu 150% durchgetestet und fehlerfrei ist, sondern dass auf Fehler so schnell wie möglich regiert wird.

Ab Mittwoch funktionierten die Sessions fehlerfrei und die Masterclasses waren spitze.

Mittwoch 14:40-15:00 - How to work less and do more - David Pohlmann, Billbee

Key Takeaways: Bei dieser Masterclass ging es nicht darum, herauszufinden, wie man sich vor Arbeit drückt, sondern um die Frage: „Wie stellt man das Unternehmen in Bezug auf Prozesse, Kultur und Mitarbeiter auf, um den Herausforderungen des Wachstums zu begegnen?“ Review und Retro sind hier die Buzz Words, denn im Wachstumstrubel ist es naheliegend, die Dinge, die eingespielt sind, nicht mehr zu hinterfragen, obwohl hier oft der sprichwörtliche „Hund“ begraben liegt. Parkinson’s Law: „Je mehr Zeit einer Aufgabe zugewiesen wird, umso mehr Zeit wird benötigt!“

Donnerstag 14:00 - 14:20 - Where is the Tiger? A Film perspective on Brand building - Maximilian Valentin, MD We make them Wonder

Key Takeaways: Filme erzählen Geschichten, welche die Zuseher fesseln sollen. Um dies zu tun, müssen die Kunden emotional angesprochen werden. Um eine erfolgreiche „Brand“ aufzubauen, muss auch diese eine Geschichte erzählen, die die Schwelle der emotionalen Aufmerksamkeit überschreitet.

Freitag 14:40 - 15:00 - Founding with the right idea - Saint Bayatpour - Preferred World

Key Takeaways: Eine Idee ohne passende Umsetzungsstrategie ist nicht so viel wert. Fokus und Struktur sind vom Start weg absolut hilfreich. Hier sind es nicht unbedingt die komplexesten Geschäftsmodelle, sondern einfache Methoden und Tools, die einem helfen, „on Track“ zu bleiben. Mindmaps und Excel sind für den Start ausreichend, sofern diese mit allen relevanten Themen gefüllt sind. Die Mindmap sollte alle Aspekte einfach gesammelt haben, damit diese Punkt für Punkt abgearbeitet werden können. Ein Excel mit monatlicher Vorschau von Aufwänden, Kosten und Umsätzen hilft, die Finanzen im Blick zu behalten.

Es gab zahlreiche weitere Masterclasses, die ich besucht habe, und jede hatte ein „Takeaway“ für mich parat! Den SpeakerInnen zuzuhören war insgesamt eine richtig gute Sache, denn man hat nicht oft die Chance, in wenigen Tagen derart viele „erfolgreiche“ Persönlichkeiten zu erleben.

Als Product Owner fühlte ich mich sehr gut aufgehoben, da auch mein Job dem eines Entrepreneurs sehr ähnlich ist - nahe am Kunden zu sein, Produkte & Service mit Impact zu liefern und all das mit voller Überzeugung.

Als Summary steht für mich fest - nächstes Jahr wieder!

 

Autor: Thomas Aichinger